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Wanderung im Regen - der Ausrüstungstest

Wanderung im Regen - der Ausrüstungstest

Da ich gerne gut vorbereitet bin, versuche ich meine Ausrüstung möglichst gewissenhaft zu testen. Dazu gehören eben auch widrige Bedingungen - konkret: So richtig schlechtes Wetter.

Mein Plan war, an einem regnerischen Tag die Schuhe, die Socken, den Rucksack und vor allem meine Regenjacke zu testen.

Ich muss dabei erwähnen, dass ich kein Camper bin. Ich gehe grundsätzlich davon aus, dass ich jeden Abend eine trockene Bleibe erreiche, in der ich die nassen Sachen zur Not aufhängen und trocknen kann.

Ich bin kein Camper. Ich gehe grundsätzlich davon aus, dass ich jeden Abend eine trockene Bleibe erreiche, in der ich die nassen Sachen zur Not aufhängen und trocknen kann.

Als Testtag entschied ich mich für den 1. August 2023, einen kühlen und regnerischen Tag. Mit mehreren Regenfronten und Temperaturen um die 17 Grad. Temperaturmässig perfekt, von der Witterung her etwas unangenehm, aber jetzt nicht übermässig garstig.

Bezüglich Ausrüstung trug ich über der Unterwäsche folgendes:

  • ein Funktions-T-Shirt
  • eine dünne, kurze Wanderhose
  • natürlich die Wrightsocks
  • meine Wanderschuhe
  • die Regenjacke
  • ein Cap von Trevolution.
  • den mit 10kg gepackten Rucksack

Auf dem Programm stand eine leichte Wanderung von ca. 25 Leistungskilometern. Die Wanderung sollte mit Pause etwa vier Stunden dauern - und laut Regenradar konnte ich mit mindestens drei Stunden schönem Dauerregen rechnen.

Das Wichtigste vorweg: Die Wetterprognose stimmte und die Ausrüstung bewährte sich.

Nachfolgend die Details:

Schuhe und Socken

Ich hatte schon viele Wanderschuhe und kein Paar davon war komplett wasserdicht. Der absolute Härtetest ist immer der Gang durch nasses Gras. Da wird eigentlich jeder Schuh feucht. Dennoch dauert es nicht bei allen gleich lang. Als ich den heutigen Aufstieg vor ein paar Wochen mit den Salomon-Treckingschuhen machte, hatte ich bereits nach 10 Minuten komplett nasse Füsse und daran änderte sich nichts, bis ich wieder zu Hause war. Meine Merells haben das heute deutlich besser gemacht. Der Weg einfach nur durch den Dauerregen konnte ihnen nicht sehr viel anhaben. Erst als ich dann ein gutes Stück durch einen grasbewachsenen Feldweg ging, spürte ich Nässe im Schuh. Diese hielt sich dann auch, es war aber nie das Gefühl von Fussbad, wie ich das von anderen Schuhen kannte.

Wie üblich erfüllten auch die Socken ihren Zweck: Trotz zwei Stunden Fussmarsch mit nassen Füssen habe ich weder eine Blase noch irgend eine Druckstelle.

Rucksack

Mein Rucksack hat eine fest integrierte Regenhülle, die unten im Fuss des Rucksacks in einem eigenen Fach verstaut ist und bei Bedarf einfach über den Rucksack gezogen werden kann - vom Handling her perfekt. Und die Hülle war dicht: Drei Stunden Dauerregen, konnten ihr nichts anhaben. Der Rucksack darunter blieb trocken, die Gegenstände im Rucksack waren nicht mal klamm. Einzig der Schlafsack im untersten Fach war durch die Hülle nicht sauber abgedeckt und bekam etwas Feuchtigkeit ab. Dies kann aber mit einem etwas intelligenteren Packen gelöst werden, so dass die Hülle auf beiden Seiten gut über den Rucksack passt.

Fazit: Die Regenhülle ist super und erfüllt ihren Zweck perfekt.

Regenjacke

Relativ neu in meiner Ausrüstung ist eine Regenjacke von Höhenhorn, das Modell "Rigi". Bei Regenjacken ist das Problem immer, dass sie durch den Schweiss von innen und den Regen von aussen rasch an der Haut kleben. Bei der Rigi war ich recht überrascht: Zwar hatte ich nach dem ersten, starken Regenguss tatsächlich etwas nasse Unterarme, der Rest des Körpers aber blieb gut trocken. Vor allem aber trocknete die Jacke sehr schnell wieder, als es zu regnen aufhörte. Durch den hohen Kragen und die Kapuze, die sich einfach zusammenziehen lässt, blieben Hals und Oberkörper gut geschützt und trotz kühlen 17 Grad fror ich nie - die Jacke gibt, obwohl sie extrem dünn ist, recht warm.

Der einzige Minuspunkt der Jacke ist, dass sie kein Innenfach hat. Es wäre bisweilen praktisch gewesen, wenn ich das Handy rasch in einen Innenbruststasche hätte versorgen können. Dann hätte ich unterwegs trotz des Regens mehr Bilder gemacht. So blieb es halt trocken und sauber im Rucksack verstaut.

Und noch eine Erkenntnis aus dem Gelände: Beim Bergauf-Gehen mit Wanderstöcken lief bei starkem Regen dauernd etwas Wasser in die Ärmel. Die Bündchen haben eine sehr angenehmen Weite und schnüren nicht ein, aber dadurch schliessen sie auch nicht ab. Beim Aufwärtsgehen, sind die Unterarme vom Ellbogen zum Handgelenk immer leicht nach oben angewinkelt, so dass sich im Ärmel mit der Zeit etwas Wasser sammelt. Das ist etwas unangenehm, aber nicht weiter tragisch: Einfach mal den Arm nach unten strecken und das Wasser läuft wieder raus. Beim Gehen ohne Stöcke passiert das nicht.

Fazit auch hier: Die Jacke ist ein toller Kompromiss aus minimalem Gewicht und gutem Schutz. Sie hat sich bewährt!

Restliche Kleidung

Trotz des schönen Regens (Es hatte bei uns in den drei Stunden ca. 12 Liter geregnet) blieben meine Schultern und mein Rücken trocken. Die dünnen Wanderhosen (hatte ich mal günstig auf Amazon gekauft, es sind sehr leichte Funktionshosen mit abnehmbaren Hosenbeinen) trockneten innert Minuten, sobald der Regen aufhörte. Beim T-Shirt brauchte es etwas mehr, da ich immer wieder Aufstiege hatte und ordentlich schwitzte. Trotzdem fühlte ich mich auch im starken Regen nie durchnässt.

Was für mich wichtig ist: Bei Pausen am Trockenen (ich fand eine trockene Waldhütte) immer raus aus der nassen Regenjacke und - sei es auch nur für 15 Minuten - einen trockenen Pullover oder eine Jacke überziehen. So geht die Wärme im Körper nicht verloren und die nasse Jacke kann etwas trocknen.

Fazit

Wandern im Regen ist für mich nicht schön. Aber mit der richtigen Ausrüstung ist es erträglich. Wichtig wurden mir folgende Punkte:

  • komplett wasserdichte Regenjacken und Schuhe wird es für einen schwitzenden Wanderer nicht geben. Aber meine Kombination hat es gut gelöst.
  • der Rucksack muss so gepackt werden, dass die Regenhülle alle Seiten gut abdecken kann. Besonders das unterste Fach mit dem Schlafsack
  • wenn es nicht unbedingt sein muss, meide ich Strecken durch hohes, nasses Gras
  • wenn es regnet hänge ich, sofern dies der Weg zulässt, die Stöcke an den Rucksack und gehe ohne sie, da sonst im Ärmel ein See entsteht.
  • bei Pausen bin ich froh um einen trockenen Pullover
  • Das Wichtigste: Regen ist gar nicht so schlimm. Wenns wirklich mühsam wird, einfach weitergehen. Mit jedem Schritt kommt das Ziel näher.

 

So testest du deine Wanderschuhe richtig!

So testest du deine Wanderschuhe richtig!

Mit den Wanderschuhen ist es so eine Sache. Die Erwartung ist, dass einen die Schuhe durch die Welt tragen, die Füsse dabei problemlos alles meistern und - selbstverständlich alles trocken, bequem und weich.

Die Realität sieht aber völlig anders aus: Wenn man sich durch die Foren von Pilgern und Fernwanderern klickt, so ist das Leiden der Füsse omnipräsent.

Ich habe allergrössten Respekt vor all jenen Leuten, die mit üblen Blasen an den Füssen ihren Weg zu Ende gegangen sind. Ganz besonders ist mir der Bericht eines Pilgers in Erinnerung geblieben, der auf seiner Reise wegen zu kleiner Schuhe die Nägel beider grossen Zehen verlor. Ich mag mir gar nicht vorstellen, unter welchen Qualen dieser Mann seinen Weg vollendet hat...

Ich selber bin lange Zeit davon ausgegangen, dass jedes Paar neuer Schuhe erst mal ein paar Blasen verursacht. Doch das ist natürlich völliger Blödsinn. Dazu muss ich etwas ausholen.

Blasen entstehen, wenn sich die Verzahnung zwischen der Haut und dem darunterliegenden Fleisch löst und sich der Zwischenraum mit Flüssigkeit füllt. Diese Verzahnung ist grundsätzlich dazu gedacht, die Haut mit aller Kraft am Körper zu halten.

Damit sie sich löst, ist einiges an Fremdeinwirkung nötig. Insbesondere sehr viel Reibung. Diese Reibung entsteht dann, wenn der Schuh nicht wirklich zum Fuss passt - oder aber, wenn die Verhältnisse wirklich misslich sind. Einer der wichtigsten Faktoren hier ist Feuchtigkeit.

Die mit Abstand wichtigste Vorsorgemassnahme gegen Blasen und Druckstellen ist deshalb die Auswahl passender Schuhe.

Ich habe bereitsin einem früheren Post die 10 wichtigsten Punkte für einen erfolgreichen Kauf von Wanderschuhen aufgeschrieben, die du beachten solltest. Wenn du diese Punkte beachtest, ist schon vieles gut und die Wahrscheinlichkeit, dass du bei guten Verhältnissen auf ebenen, trockenen Wegen damit glücklich wirst, ist gross.

Um zu sehen, ob die Schuhe etwas taugen, solltest du trotzdem nichts überstürzen. Schuhe müssen eingelaufen werden. Das heisst: Bevor du dich auf die erste, wirklich grosse Wanderung begibst, geht du vorzugsweise mal etwa 50 Kilometer ohne extreme Belastung.

Doch der wahre Wert guter Wandrschuhe zeigt sich schon hier, beim Einlaufen. Und wenn du es forcieren willst, natürlich auch unter schwierigen Verhältnissen. Nach einigen eigenen Erfahrungen habe ich deshalb folgende Tipps für dich

Wanderschuhe gekauft? Mit diesen Tests findest du heraus, ob sie etwas taugen

Damit du erfährst, was deine Wanderschuhe taugen, lass dich während des Einlaufens auf folgende Experimente ein:

  1. Gehe möglichst zügig etwa fünf Kilometer am Stück. Hintergedanke dabei ist, dass bei hohem Tempo der Schweissausstoss auf dem Rist des Fusses sehr hoch ist. Dadurch hast du im Schuh in kurzer Zeit viel Feuchtigkeit. Falls du bereits nach fünf Kilometern Reibung oder Druck verspürst, solltest du hellhörig werden. Das kann böse ausgehen
  2. Falls der erste Test ohne Probleme von statten ging, plane eine Wanderung von etwa 15 bis 20 Kilometern.
    Achte darauf, dass es in dieser Wanderung...
    • ...längere Abschnitte auf Asphaltstrassen gibt
      Hintergrund: Hier lernst du die Dämpfung deiner Schuhe kennen. Bei Schuhen mit einer schwachen Dämpfung beginnen Füsse, Knie und Hüfte bald mal zu schmerzen
    • ...reichlich Steigungen gibt
      Hintergrund: Du lernst, wie sich deine Schuhe unter Belastung anfühlen.
    • ...längere Abschnitte auf Trails gibt, also schmalen, unbefestigten Wegen
      Hintergrund: Hier ist der Boden unregelmässig und schwierig. Dies ist mit den falschen Schuhen überaus ermüdend. Dieser Test zeigt dir, wie sich deine Füsse in schwierigem Gelände anfühen.
    • ...idealerweise gegen Ende der Wanderung einen langen, möglichst steilen Abstieg gibt - je länger desto besser
      Hintergrund: Wenn dein Körper schon etwas müde ist, korrigiert er nicht mehr alles - es kommt umso mehr auf die Schuhe an. Gerade bei Wegen die steil abwärts führen, ist die Reibung der Füsse in den Schuhen sehr hoch. Wenn die Schuhe nicht gut passen und der Körper nicht mehr automatisch alles korrigiert, kommt die Passform der Schuhe wirklich zum Tragen

Wenn du die Punkte oben funktionierten und du deine neuen Wanderschuhe wirklich hardcore testen willst, dann warte auf einen Tag, an dem es so richtig regnet. Dann zieh die Schuhe an und mache folgende Tests:

  1. Suche dir stark abschüssige Strasse und marschiere zügig über einen Schachtdeckel. Wenn deine Schuhe auf den rutschigen, gusseisernen Deckel der Strassenschächte nicht ausreichend Halt bieten, wird dir der Halt auch in schwierigem Gelände fehlen.
  2. Gehe längere Zeit auf einer normalen Strasse durch den Regen. Die Schuhe sollten dicht genug sein, um auch eine halbe Stunde Regen auszuhalten, ohne, dass du gleich das Gefühl hast, in einem Schwimmbad zu stehen
  3. Wenn die Schuhe noch immer trocken sind, gehe durch einen grasbestandenen Weg. Das ist eigentlch der Killer für alle Schuhe - her bleibt keiner trocken. Dennoch gibt es Unterschiede. Wenn du bereits bei den ersten Schritten komplett nasse Füsse hast, sind die Schuhe wohl nicht ideal.
  4. Wenn die Schuhe nass sind, geh zurück. Zu Hause nimmst du die Einlegesohlen raus, lockerst die Schnürsenkel komplett und faltest die Lasche aus, so dass die Luft rein kann und stellst den Schuh auf die Ferse zum Trocknen. Gute Schuhe trocknen bei Raumtemperatur und normaler Luftfuechtigkeit in der Regel über Nacht gut aus.
    Wichtig: Stelle deine Schuhe niemals auf eine Heizung, auch Skischutrockner sind verboten: Die Hitze löst die Verklebungen der Schuhe.

Wenn du nach all diesen Tests ein positives Fazit ziehen kannst und deine Füsse frei von Blasen und Druckstellen sind, hast du alles richtig gemacht. Deine Schuhe werden dir richtig Freude bereiten!

So findest du die richtigen Wanderschuhe für dich

So findest du die richtigen Wanderschuhe für dich

Egal, welchen Pilger- oder Wanderbericht man liest - ein Thema wiederholt sich ständig: Die Füsse tun weh. Das lässt sich auch kaum umgehen: Bei 20 bis 40 Kilometern täglich und dies mit ordentlich Gewicht auf dem Rücken ist die Beanspruchung der Füsse einfach enorm.

Wenn dann die Schuhe nicht wirklich passen, ist grenzenloses Leiden vorprogrammiert.

Ich kenne das Problem aus eigener Erfahrung nur zu gut. Auf langen Märschen im Militär, in meinem früheren Beruf und auch als Hobbywanderer waren mir Schuhe, die drückten, immer wieder eine fürchterliche Qual. Ich habe nur zu oft eine einfache Tageswanderung mit einer fetten Blase abgeschlossen und bin danach während mehreren Tagen humpelnd durch die Gegend marschiert.

Doch inzwischen weiss ich: Das muss nicht sein.

Du willst Blasen vorbeugen? Dann kaufe die richtigen Schuhe!

Natürlich können Blasen vorkommen und natürlich kann es auch bei bester Vorbereitung bei langen, nassen Touren oder bei mehrtägigen Wanderungen bei grosser Hitze Blasen und Druckstellen geben. Doch die wichtigste Prophylaxe gegen Blasen und Druckstellen sind und bleiben - ganz einfach - die richtigen Schuhe.

Ich habe in meinem Wanderleben schon einige Male Wanderschuhe gekauft und sie getragen bis sie durchgelaufen waren. Manche davon waren herausragend gut, andere bewährten sich nicht. Doch in jedes Mal passierten die wichtigsten Fehler (oder aber auch die Glücksgriffe) im Schuhgeschäft.

Damit das nicht Zufall bleibt, habe ich dir die aus meiner Erfahrung wichtigsten Punkte für den Kauf von wirklich guten Wanderschuhen zusammengestellt. Wenn du darauf achtest, ist die Chance, dass du tolle Wanderschuhe kriegst, die zu deinen Füssen passen, intakt:

 

10 Punkte, auf die du achten solltest, wenn du Schuhe kaufst

  • Kaufe nur Wanderschuhe in einem Geschäft, in dem du dich von jemandem beraten lassen kannst, der selber schon Fernwanderungen gemacht hat. Warum das wichtig ist, zeigte der Beitrag des Kassensturz aus dem April. Auch meine eigenen Erfahrungen bestärken mich in dieser klaren Aussage.
  • Nimm unbedingt deine dicken Wandersocken mit und teste die Schuhe niemals ohne.
  • Ein brauchbares Schuhgeschäft hat eine kleine Übungsanlage mit Steinen und Geländeimitationen. Wenn nicht, verlange unbedingt, dass du mit den Schuhen rasch ein paar Schritte über eine grössere Treppe gehen kannst. Beobachte deine Füsse vor allem beim abwärts gehen.
  • Achte darauf, dass die Schuhe eine ausreichende Höhe haben. Ich selber neige zu Misstritten. Deshalb gehen meine Schuhe bis zum Sprungelenk.
  • Die Schnürsenkel müssen griffig und dick genug sein, damit du sie auch mit dünnen Handschuhen binden kannst.
  • Die Sohle sollte griffig und stabil, aber auch weich genug sein, dass du gut abrollen kannst.
  • Falls die Innensohle für dich zu flach ist, erkundige dich nach Einlegesohlen mit Fussbett und teste die Schuhe damit.
  • Achte auch auf das Gewicht: Zu schwere Schuhe sind auf den ersten 20 Kilometer kein Problem. Danach aber schon. Wenn du dich zwischen zwei Schuhen entscheiden musst, nimm den leichteren.
  • Die Schuhe sollten atmungsaktiv sein. Gore-Tex ist definitiv ein Vorteil.
  • Lass den Schuhkauf nicht am Preis scheitern. Teuer ist nicht immer besser. Aber wenn du mit einem teuren Schuh wohl bist, tu dir was Gutes und kaufe ihn. Du wirst daran Freude haben.

 

Die Sache mit der Schuhgrösse - oder: Warum man Pilgern glauben sollte

Die Sache mit der Schuhgrösse - oder: Warum man Pilgern glauben sollte

In Sachen Ausrüstung für Pilger oder Fernwanderer sind Schuhe und Rucksack wohl die zwei wichtigsten Gegenstände.

Und das mit dem Schuhkauf ist eine der peinlicheren Episoden in meinen Pilgervorbereitungen. Denn auch wenn ich die Erfahrungen anderer Pilger sehr ernst nehme und unheimlich gerne Tricks von Fernwanderern lese, so dachte ich an diesem Punkt tatsächlich, ich wüsste alles besser.

Aber so kann man sich täuschen!

Da ich ziemlich sicher bin, dass es an dem Punkt auch anderen so gehen könnte, lies diesen Text bitte unbedingt bis zum Schluss! Ist eine Herzensangelegenheit. Ehrlich!!!

Um eines vorweg zu schicken: Ich bin schon früher regelmässig auch grössere Strecken gegangen. Seit wir Buddy haben, gehe ich täglich etwa fünf Kilometer und immer mal wieder auch zehn oder fünfzehn Kilometer. Und ich habe auch einige Erfahrung mit Schuhen. 

Die Wanderschuhe von Meindl mag ich sehr: Die Dämpfung ist top, sie sind sehr bequem. Nur leider hielten sie mir jeweils nur knapp 700 Kilometer.

Mit den Treckingschuhen von Salomon ist es dasselbe: Sie sind ultrabequem, das Fussbett ist für meine Füsse wie eine zweite Haut und ich liebe die Schuhe wirklich. Nur: Nach etwa 500 Kilometer sind sie durch. Und zwar so richtig.

Die einzigen Schuhe, die mir wirklich länger hielten, waren ein Paar Merell-Schuhe, die ich vor ein paar Jahren mal in einem Ausverkauf erstanden hatte und die ich am Ende nicht nur wegwarf, weil die Sohle durch war, sondern weil sie einfach auseinanderfielen. Ich schreibe mir keine Distanzen auf, gehe aber davon aus, dass ich mit den Schuhen gegen 1'500 Kilometer gemacht hatte.

Aus diesem Grund - und auch, weil mir Bekannte die Schuhe von Merell empfahlen, ging ich recht selbstbewusst ins Schuhgeschäft, um meinen perfekten Pilgerschuh zu kaufen.

Mein Glück war, dass die Verkäuferin selber schon einige Fernwanderungen gemacht hatte.

Ich probierte mehrere Schuhe, unter anderem den Merell Moab 3 mid GTX und fand den grossartig. Leicht, griffig mit einem soliden, halbhohen Schaft - und er war wirklich bequem.

Nun ist es so, dass ich normalerweise auf kleinem Fuss lebe: Bei meinen Alltagsschuhen trage ich Grösse 40. Merell macht recht kleine Schuhe, deshalb ist hier per se schon eine Nummer mehr sinnvoll. Darum landete ich beim Anprobieren - mit meinen dicken Wandersocken natürlich - am Ende bei der Nummer 41.5. Und diese Grösse schien mir perfekt. Nicht zu eng, mit etwas Spiel, aber gutem Halt.

ABER:

Die Verkäuferin riet mir, noch den 42er zu probieren.

Naja: Sie erzählte mir glaubwürdig von ihren Erfahrungen auf Fernwanderwegen und dass da die Füsse grösser würden.

Deswegen folgte ich nach einigem Zögern ihrer Empfehlung und kaufte, nachdem sie mich mit Engelszungen dazu überredet hatte, auch tatsächlich den Schuh in der Grösse 42, obwohl er mir doch eher zu gross schien.

Spoiler: Zum Glück hab ich auf sie gehört! Füsse werden wirklich grösser!

Naja.

Zu Hause folgte dann die - zeitweilige - Ernüchterung: Der Schuh war wirklich zu gross. Beim ersten Gang mit Buddy spürte ich es vor allem bergab. Ich schwam regelrecht im Schuh. Er war bequem - zweifelsohne - aber für mein Gefühl einfach zu gross. Mit zwei Paar Socken ging es einigermassen, aber es war einfach nicht gut. Darum schimpfte ich nach 10 Tagen innerlich über die Verkäuferin und bestellte mir online eine Version in der Grösse 41.5. 

Wie beim Anprobieren passte das neue Paar perfekt und ich trug die Schuhe freudig auf meiner Wanderung auf dem Flösserweg.

Ich war stolz: Die Schuhe passten und mir war wohl damit.

So wohl, dass ich am selben Tag am Abend nochmal ein paar Kilometer mit Buddy ging.

Und da dachte ich zum ersten Mal: Ok - wow. Ganz schön eng!

Wohlverstanden: Keine Reibung oder Blasen oder so. Einfach ... eng!

Am nächsten Morgen wollte ich mit Buddy erneut zeitig los, stieg aus dem Bett, zog mich zügig an, packte Leine und Hund und wollte die Schuhe anziehen. Doch oh weh:

Die passgenauen Merell Moab 3 mid GTX Grösse 41.5, mit denen ich am Vortag gut 30 Kilometer problemlos gegangen war, waren ganz einfach zu eng. Wirklich. Nicht so, dass ich nicht reingekommen wäre. Aber einfach zu eng: Zu kurz und zu schmal. Meine Füsse waren tatsächlich grösser geworden. Und zwar so sehr, dass ich mir nicht hätte vorstellen können in den Schuhen eine grössere Strecke zu gehen.

Zum Glück hatte ich noch die Schuhe in der Grösse 42. Ich holte sie, stieg rein - und siehe da: Die Schuhe, mit denen ich vor ein paar Tagen noch wegen der zu grossen Grösse unzufrieden durch die Gegend wanderte, passten jetzt perfekt. Und zwar wirklich: Passgenau, bequem und genauso, wie die kleineren am Tag vorher. Kein Engegfühl, aber auch kein Schwimmen im Schuh.

Ich ging an jenem Tag erneut 20 Kilometer und am Folgetag nochmals 25 Kilometer. Beide Tage mit dem grossen Schuh. Ich hatte weder Druckstellen noch gab es Reibungsflächen im Schuh, er war einfach genau perfekt.

Fazit 1
Für Fernwanderungen müssten die Schuhe mindestens eine halbe Nummer grösser sein, als normal. Am ersten Tag darum lieber noch eine Socke mehr drüber ziehen. Ab dem zweiten Tag ist dann alles perfekt!

Fazit 2
Frage im Fachhandel, ob es Personal gibt, das schon mal eine Fernwanderung gemacht hat. Die Tipps sind unbezahlbar. Ich erfuhr durch die Verkäuferin beispielsweise auch, dass man egal, wie trocken es ist - auf Friedhöfen immer Trinkwasser findet. Ach: Und dass Mandeln Muskelkater vorbeugen sollen. (--> Hat da jemand Erfahrung?)

Die Schuhe mit der Grösse 41.5 stehen übrigens seit da im Schrank. Meine Füsse haben sich an die Grösse 42 gewöhnt. Mit ganz dünnen Socken wäre es mir in den kleineren Schuhen wohl, aber die grossen sind einfach besser.

 

Flösserweg

Flösserweg

Als ich mit meiner Familie ins Mettauertal zog, hatte ich keine Ahnung, dass unser Dorf nicht nur nur an zwei internationalen Wanderstrecken liegt (Jakobsweg, der Hochrheinweg sowie der Europäische Fernwanderweg E5) sondern auch an zwei regionalen Wegstrecken, nämlich am Fricktaler Höhenweg (von Mettau nach Rheinfelden - oder umgekehrt) und am Flösserweg (von Laufenburg nach Stilli). 

Während ich bereits Teile des Fricktaler Höhenwegs gegangen war (von Mettau auf den Bürersteig, vom Bürersteig auf den Cheisacher und via Sennhütte nach Frick) war ich den Wegweisern des Flösserwegs schon mehrfach begegnet, kannte auch die Info-Tafel hoch über Mandach, aber ich war ihn noch nie bewusst gegangen. 

Der Flössserweg ist eine rund 20 km lange Strecke und heisst so, weil früher von Stilli bei Brugg Flösser Waren - primär Bauholz auf dem Weg in die Niederlande - übernahmen und dann mit den Flossen auf der Aare bis nach Koblenz und von dort auf dem Rhein bis nach Laufenburg fuhren. das war eine Reise, die einige Stunden dauerte. In Laufenburg angekommen, übergaben sie die Waren an die Flösser der nächsten Etappe und gingen zu Fuss von Laufenburg via Etzgen, Mettau, Wil und Hottwil über den Rotberg via Villigen nach Hause. Ein Fussweg, den ein geübter Wanderer trotz der paar Höhenmeter in viereinhalb Stunden gut zu bewältigen vermag. 

Manche von den Flössern gingen den Weg bisweilen zweimal pro Tag - dazwischen je eine intensive Fahrt auf dem Wasser - das Leben damals war hart!

Am 27. Mai 2023 machte ich mich mit Buddy auf den Weg um den Flösserweg zu gehen. Wir gingen ihn nicht ab Laufenburg, sondern ab Etzgen. Dafür endete der Weg für uns nicht in Stilli sondern in Brugg. 

Und eines vorweg: Der Weg lohnt sich wirklich. 

Wir starteten um sechs in der Früh.

Von Etzgen nach Mettau gingen wir noch auf der linken Talseite, trafen dann bei der Kirche St. Remigius in Mettau auf den Flösserweg. In Mettau kreuzt der Weg den Etzgerbach und führt auf der linken Talseite aus dem Dorf hoch zum Camping Waldesruh und quer durch diesen hindurch (Anmerkung für alle Wanderer mit Hunden: Auf dem Campingplatz hat es immer wieder Gäste mit Hunden, die von irgendwoher plötzlich Lärm schlagen. Leine ist hier unbedingt Pflicht!) und anschliessend wieder hinunter nach Wil. 

Wil ist ein wunderhübsches Weinbaudorf und hat eine Bäckerei, die ausser am Sonntag täglich um 06:30 öffnet. 

Von Wil führt der Weg dann - weiter auf der linken Talseite - nach Hottwil und von dort hoch über die Mandacherhöhe auf die Rotbergegg. Auf dem Weg da hin gibt es ein besonders angenehmes Detail, denn hoch über Hottwil führt ein Stück des Weges über recht steile Treppen durch die Rebberge. Aber: Dort ist auch ein alternativer Weg ohne Treppen ausgeschildert. Da weder ich noch Buddy Treppen sonderlich mögen, entschied ich mich für die alternative Route, die dann ein gutes Stück an der Strasse entlang führte. Zum Glück gab es zu dieser Tageszeit aber praktisch keinerlei Verkehr. 

Der Flösserweg führt durch eine eher unbekannte Region des Aargau, ist aber sehr abwechslungsreich und gut unterhalten.

Von der Rotbergegg führt der Weg durch grosse und artenreiche Magerwiesen und anschliessend durch den Wald fast direkt nach Villigen. Dabei hat man einen guten Blick in den grössten Steinbruch der Schweiz, den Gabenchopf. Auf dem Weg durch den Wald nach Villigen quert man auch das Transportförderband, das vom Steinbruch nach Würenlingen in die Zementfabrik führt. 

Auch Villigen ist ein wunderhübsches Weinbaudorf, aus dem unter anderem die tollen Besserstein-Weine kommen. 

Mit Villigen sind auch die Höhenmeter überwunden: Nach ein paar Schritten weiter steht man am Ufer der Aare. Die Aare ist an dieser Stelle und bis nach Koblenz der grösste Fluss der Schweiz. Auf dem  gut ausgebauten Uferweg  geht es von da bis nach Stilli zum offiziellen Ende des Flösserwegs.

Von Stilli nach Brugg ist die Strecke nicht mehr ganz so abwechslungsreich: Sie führt an Reisfeldern (!) entlang, an einer Pferderennbahn vorbei und  dann durch den Waffenplatz der Pioniere. Um zum Brugger Bahnhof zu gelangen, kann man bereits im Schachen die Aare über eine Fussgängerbrücke queren. Der schönere Weg ist aber der, der am nördlichen Aareufer bis zur alten Aarebrücke mit dem Schwarzen Turm führt. Von dort gelangt man durch die Altstadt in zehn Minuten zum Bahnhof.

Fazit: Der Flösserweg ist nicht nur sehr gut unterhalten und verfügt über viele Plätze an denen man rasten kann, er ist auch landschaftlich überaus abwechslungsreich und führt durch eine eher unbekannte Region des Aargaus.

Buddy und ich bewältigten den Weg von Etzgen nach Brugg - inklusive einer etwas ausgedehnteren Pause an der Aare, in der Buddy das kühle Nass in vollen Zügen genoss - in viereinhalb Stunden.

 

PS: Ich nutzte die Wanderung natürlich auch zum Testen. Rucksack: Top! Schuhe: Top!

 

Wanderstöcke - Ja oder Nein?

Wanderstöcke - Ja oder Nein?

Ich gebe es offen zu: Ich mochte Wanderstöcke lange Zeit überhaupt nicht. Die Dinger sind Gewicht, sie sind sperrig und - so meine irrige Meinung - irgendwie etwas für alte Menschen.

Doch ich habe meine Meinung grundlegend geändert.

Wanderstöcke - Ja oder Nein: Das ist eine sehr individuelle Entscheidung. Ich habe mich aus Überzeugung dafür entschieden.

Als ich vor einigen Jahren mit meiner Frau eine zweitägige Wanderung im Schweizerischen Nationalpark plante, litt ich unter chronischen Rückenschmerzen. Ein Bekannter riet mir, es mit Stöcken zu versuchen. Eher widerwillig folgte ich dem Rat und war sehr froh darüber.

Danach wurden die langen Wanderungen weniger und die Stöcke verschwanden im Schrank. Erst mit meinen Vorbereitungen im Frühling 2023 wurden sie wieder zu einem Thema. Und hier hatte ich ein ziemliches Schlüsselerlebnis: Es hatte im April einige Tage geregnet und als es dann endlich mal trocken war, machte ich mich mit Buddy auf, um - als Test für den Rucksack - mit etwas Gewicht einen Hügel bei uns in der Nähe zu erklimmen. Die Verhältnisse waren recht schwierig: Die ausgetretenen, schmalen Fusswege durch die Wälder waren rutschig und der finale Aufstieg eine regelrechte Schlammpiste.

Ganz übel wurde es dann aber beim Abstieg: Der Weg war dermassen rutschig, dass ich völlig vergass, Bilder zu machen.

Was mich auf dem Weg wirklich rettete waren meine Stöcke: Die Dinger gaben mir Halt im Hang, stützten mich mehrfach bei Misstritten, halfen wir beim Überwinden von Stufen und retteten mich mehrfach vor dem Ausrutschen in wirklich schwierigem Gelände - kurz: Sie schützten mich vor Unfällen, deren Folgen wirklich hätten schlimm sein können.

Aus diesem Grund habe ich heute auf jeder grösseren Wanderung meine Stöcke dabei - auch wenn sie weiterhin Gewicht bedeuten und sperrig sind. Sie sind das allemal wert.

 

Wichtige Hinweise für den Kauf von Wanderstöcken

  • Es gibt Teleskopstöcke und Stöcke mit einer festen Länge. Ich selber bevorzuge Teleskopstöcke: Bei einem steilen Abstieg können sie problemlos verlängert werden, bei einem steilen Aufstieg etwas verkürzt. Und für den Transport können sie einfach zusammengeschoben und versorgt werden.
  • Leicht oder stabil? Ich bevorzuge stabil. Es gibt inzwischen zahlreiche extrem leichte Carbon-Stöcke mit weniger als 150 Gramm pro Stock. Ich weiss aber von Wanderern, dass diese Stöcke einfach auch etwas weniger stabil sind. Meine Aluminium-Stöcke sind 250 Gramm pro Stock schwer, halten dafür aber einiges aus.
  • Längeneinstellung: Achte unbedingt darauf, dass die Längeneinstellung wirklich hält. Teste dies im Laden, indem du die Länge einstellst und dich dann mit dem ganzen Gewicht ruckartik auf EINEN Stock stützt. Die Längeneinstellung darf nicht nachgeben. Teste es unbedingt mit beiden.
  • Endstücke: Die meisten Stöcke kommen heute mit verschiedenen Endstücken (Gummi, Teller und Kappen) daher. Meine Erfahrung ist: Es braucht nur stabile Metallspitzen. Wenn die Verhältnisse mal wirklich übel sind, der Boden weich und schlammig, sinken die zwar etwas weiter ein, aber die Tellerchen würden hier auch nicht wirklich viel helfen. Einzig auf Asphaltstrassen sind die harten Metallspitzen ein Nachteil: Die Schläge auf die Handgelenke sind dann etwas härter und nach ein paar Kilometern spüre ich es jeweils im Ellbogen. Aber in so einem Fall kann man die Stöcke auch mal versorgen und ohne gehen.
  • Handschlaufen: Achte unbedingt darauf, dass deine Stöcke verstellbare Handschlaufen haben. Die Schlaufen sollten so eingestellt sein, dass sie locker genug sind, um die Hände nicht zu stören, aber auch eng genug, dass sie nicht bei jedem Loslassen runterfallen. Und die Einstellung sollte halten. Auch hier der Test im Laden: Ziehe mal fest an der Schlaufe. Wenn sie nachgibt, ist der Stock nicht ideal.